BEGEGNUNG

Wollen Sie lieber in einem Haus auf Stelzen schlafen, in einem ausrangierten Boot oder in alten Gartenhäuschen übernachten?
Estavayer: Landwirtschaft am See
Auf Florence Marmys Zeltplatz in Estavayer-le-Lac FR geniesst man die Nähe zum See und aussergewöhnliche Ausflugsziele – zudem erfährt man einiges über Landwirtschaft.
Sie ist steil. Die Treppe, die den hohen Bäumen entlang in den Wald führt. Der Kuckuck ruft, Tauben gurren, Amseln zwitschern. Kaum tritt man aus dem Waldstück, sieht man den Neuenburgersee. Der Himmel ist verhangen, weshalb Enten und Schwäne die einzigen Gäste sind. Noch – in der Hochsaison wird es hier belebt sein. Das Ufer gehört zu La Corbière in Estavayer-le-Lac, dem Bauernbetrieb von Florence Marmy. Oberhalb der steilen Treppe hat sie ein kleines Ferienparadies eingerichtet. Hier kann man nicht nur campieren. Schlafen lässt sich auch im Haus, im ausrangierten Schiff oder in der Hütte auf Stelzen, die aussieht, als hätten sie die Pfahlbauer persönlich erbaut.

Bei Marmys in Estavayer-le-Lac haben Sie die Wahl.
Wen es nicht an den See ziehe, schaue sich vor allem die Umgebung an, erzählt Marmy. Das beliebteste Ausflugsziel sei die Grande Cariçaie – das grösste Seemoor der Schweiz.


Seit 26 Jahren bietet Marmy Agrotourismus an. Mit der Unterstützung von Verwandten und Freunden kümmert sie sich seit dem Tod ihres Mannes zudem um ihren Bio-Betrieb. Oft geht sie frühmorgens Disteln jäten, bevor sie den Gästen Frühstück macht. Es sei streng, doch Marmy scheint die Arbeit zu gefallen. Auch die Gespräche über Landwirtschaft. Nicht selten erklärt sie Besuchern ihre Aufgaben rund um Karotten, Zuckerrüben und Hafer. Oder sie sagt, weshalb sie keine Kühe mehr hat. Wie anstrengend Tierhaltung sei, sei kaum Gast einem landwirtschaftsfernen Gast bewusst.
JULIA SPAHR
FOTOGRAFIEN: CLÉMENT GRANDJEAN
INFOS: www.corbiere.ch
EIN BETT IM MAISFELD
Schon vor einigen Jahren, als Agrotourismus fast ausschliesslich Schlafen im Stroh bedeutete, hatten Marmys ein innovatives Konzept: das Mais-Hotel. Also komfortable Zelte in Mitten ihres Maisfelds. Das versprach Nächte zwischen säuselnden Maisstauden und anderen Geräuschen der Natur. Das Konzept fand grossen Anklang, wurde 2015 aber eingestellt.