DOSSIER

Erobern Sie mit dem Mountainbike die Waadtländer Voralpen!
Von Leysin über die Almen von Les Diablerets oder die Bergseen von Villars-sur-Ollon bis nach Bex: Auf einer anspruchsvollen Strecke zwischen Himmel und Erde erwarten Biker atemberaubende Panoramen.
Der kleine Zug verschwindet in der Ferne und lässt uns mit dem Rucksack auf dem Rücken und dem Rad in der Hand am Bahnhof von Leysin zurück. Hier startet unsere Tour, eine 84km lange Alpenüberquerung, die uns zwei Tage lang durch die Hauptorte der Region führen wird. Die Trinkflaschen sind gut gefüllt und das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite. Jetzt heisst es, in die Pedale treten.
Die Aufwärmphase entfällt, denn bereits auf den ersten hundert Metern geht es zur Sache. Wir lassen das Dorf hinter uns und nehmen einen Anstieg am Fuss der Skipisten in Angriff. Die Bergstrasse schlängelt sich an den Erosionstälern entlang. Über einen Steig gelangen wir zum Les Fers, wo wir bei einer wohlverdienten Pause das herrliche Panorama geniessen. Auf der einen Seite die Bergstöcke Tour d’Aï, Tour de Mayen und Tour de Famelon, an deren Ausläufern wir entlanggefahren sind. Auf der anderen Seite fällt der Blick auf die Gipfel der Talschaft Les Ormonts, Mont-d’Or und Pic-Chaussy, zwischen denen sich der Col des Mosses, unser nächstes Etappenziel, verbirgt.

Bevor wir den Weg Richtung Col des Mosses einschlagen, machen wir einen kleinen Umweg durch die Talmulde, die zum Pierre-du-Moëllé führt. Dieser riesige Felsblock scheint von einem Riesen in die Landschaft gepflanzt worden zu sein und mit Frühlingsbeginn zieht er Sportkletterer magisch an. Zwischen blassgrauem Kalkstein und sattgrünen Weiden, die mit gelbem Enzian gespickt sind, geht es leicht bergab. Auf unserem Weg begegnen wir hier und da einigen der zahlreichen Kühe, die den Sommer über auf den Alpwiesen weiden.
KURZE PAUSE FÜR DIE BEINE
Wir radeln nun schon einige Stunden durch die Bergwelt und erkennen inzwischen von weitem die bordeauxroten Schilder mit der Nummer 68, die unsere Route markieren. Und jetzt fordert uns eines davon auf, die befahrbare Strasse zu verlassen, um zum Col des Mosses hinunterzufahren. Die bislang vorherrschende Stille wird vom Dröhnen der Motoren abgelöst, das wieder verstummt, sobald wir zur anderen Flanke kommen. Ein letzter Kamm und dann kommt unser Ziel in Sicht. Jetzt geht es nur noch bergab Richtung Grande-Eau und zum Dorf Les Diablerets.

Sonnige Weiden, steile Klippen, wilde Flüsse und jahrhundertealte Alphütten: Die Kulisse dieser Radstrecke ist bezaubernd, muss sich aber verdient werden!
Weite Strecken mit dem Bike zurücklegen, ist ein einzigartiges, befriedigendes Gefühl. Denn wir wissen, dass wir unser Ziel allein mit unserer Muskelkraft erreicht haben. Gleichzeitig nehmen wir die Landschaft vollkommen in uns auf, während wir sie im Auto höchstens aus dem Augenwinkel erahnen. Es ist also nicht erstaunlich, dass wir nach einer erholsamen Nacht sofort wieder in den Sattel steigen, um unsere Tour fortzusetzen. Und es geht gleich ordentlich zur Sache. Auf 10 Kilometern bewältigen wir einen positiven Höhenunterschied von über 500 Metern. Die morgendliche Kühle kommt uns daher sehr gelegen. Als wir uns dem Chamossaire nähern, flacht der Anstieg ab und die Luft heizt sich auf. Ein Aufblitzen zu unserer Linken – die spiegelnde Oberfläche des Lac des Chavonnes wirft das Morgenlicht zurück. Wir können seinem verführerischen Plätschern nicht widerstehen, steigen von unseren Rädern und strecken unsere Zehen einige Minuten in das eisige Wasser.
Ein rasch bewältigter Slalom zwischen den Seilbahnanlagen hindurch führt uns zum höchsten Punkt unserer Tour, zum Col de Bretaye in 1806 Metern Höhe. Von hier aus geht es nur noch bergab. An der Hangflanke entdecken wir einen vor neugierigen Blicken geschützten, grasbewachsenen Talzirkus, an dessen Ende der bezaubernde Weiler Taveyanne liegt. Wir kommen gerade rechtzeitig, um auf der Terrasse seines traditionellen Restaurants eine Stärkung zu uns zu nehmen. Später werden wir auf unsere Räder steigen, um über Alpe-des-Chaux und das Dorf Les Plans-sur-Bex nach Bex zu fahren. Aber die Ebene kann warten...
TEXT UND FOTOS: CLÉMENT GRANDJEAN
MEHR INFOS: Unsere Route: «Alpes de la région du Léman Bike», Nr. 68
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KÖSTLICHES AUS DER REGION
Um sich vor der Abreise mit lokalen Spezialitäten einzudecken, gibt es eigentlich nur eine Adresse: La Guintsette. Dieses zauberhafte Lebensmittelgeschäft in dem alten Dorf Leysin bietet insbesondere eine herrliche Käseauswahl.
La Guintsette
rue du Village 7, 1854 Leysin

REFUGE DE TAVEYANNE
Bereits seit zwanzig Jahren bietet Sarah de Siebenthal in dem historischen Weiler Taveyanne Fondues, Charbonnade und vor allem ihre fantastischen hausgemachten Nachspeisen an.
Refuge de Taveyanne, 1882 Gryon
www.taveyanne.ch

DAS WEISSE GOLD DER BERGE
Entdecken Sie unter Tage, wie die Bergarbeiter seit dem 15. Jahrhundert das kostbare Salz der Alpen abbauen.
Salzbergwerk in Bex
route des Mines-de-Sel 55, 1880 Bex
www.salz.ch